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Umwelt

03.09.2020

Sammelquote erhöhen: Mehr Bewusstsein für Mülltrennung

Plastikmüll muss reduziert werden: Die Möglichkeit eines Pfandsystems für Plastikflaschen wird derzeit heiß diskutiert. Angesichts der neuen Plastikabgabe der EU liegt auf der Hand, dass die Sammlung und Wiederverwertung von Abfall – insbesondere Kunststoffe – intensiviert werden muss.

Laut EU-Vorgabe soll die Recyclingquote in den nächsten Jahren stark erhöht werden. Wer nicht recycelt, soll zahlen: Eine Plastikabgabe soll 80 Cent pro Kilo nicht-wiederverwertbaren Plastikabfalls in die EU-Kassa spülen. Diese neue „EU-Steuer“ wird Österreich somit an die 142 Millionen Euro jährlich kosten.

Österreich produziert überdurchschnittlich viel Plastikmüll

Dabei präsentiert sich Österreich immer wieder stolz als Weltmeister bei der Mülltrennung. Dass dieser Titel etwas scheinheilig anmutet, zeigt ein Blick auf die Menge an Plastikmüll, die die Österreicher produzieren: Pro Jahr fallen in Österreich pro Kopf 42 Kilogramm an Kunststoffmüll an – laut Greenpeace ist das um 24 Prozent mehr als der europäische Durchschnitt.

Selbst wenn der Müll getrennt und gesammelt wird, so ändert dies nichts daran, dass ein großer Teil des gesammelten Materials nicht wiederverwendet werden kann. Aus diesem Grund forderte der Verband Österreichischer Entsorgungsbetriebe (VOEB) zuletzt in einer Aussendung gesetzlich festgelegte fixe Einsatzquoten von Sekundärmaterial – also recycelte Stoffe – in der Kunststofferzeugung.

Ist das Pfandsystem die Lösung?

Plastik gilt in der Abfallwirtschaft als besonderes Problem. Im Rahmen der Einweg-Plastik-Richtlinie der Europäischen Union soll die getrennte Sammelquote von Kunststoffgetränkeflaschen bis 2025 auf 77 Prozent erhöht werden. Bis in neun Jahren soll die Quote ganze 90 Prozent betragen.

Die aktuelle getrennte Sammelquote (Gelber Sack, Gelbe Tonne, Flaschensammlung etc.) in Österreich beträgt 70 Prozent. Die derzeit in Verkehr gesetzte Menge beträgt 49.000 Tonnen und die Menge der getrennten Sammlung beträgt 34.200 Tonnen. Zur Erreichung der 90 Prozent fehlen somit 9.900 Tonnen.

Das vieldiskutierte Einwegpfandsystem könnte diese Quoten erfüllen. Außer Acht gelassen wird dabei jedoch, dass Kunststoffgetränkeflaschen – für die das Pfandsystem gelten soll – in den gemischten Siedlungsabfällen einen Anteil von weniger als einem Prozent ausmachen. Andere Kunststoffabfälle, die nicht aus Einweggebinden bestehen, werden hier nicht berücksichtigt.

Einführung eines Pfandsystems sehr aufwändig

Dazu kommt, dass ein Pfandsystem eine neue Infrastruktur und Sammellogistik benötigen würde. Die Umstellung wäre mit einem enormen Aufwand verbunden und kostet natürlich Geld. Alle Händler müssten auf ein neues System umstellen – nicht nur die großen Supermärkte, sondern auch die letzten noch verbliebenen Nahversorger.

Auch die Konsumenten müssten sich umgewöhnen. Es bedarf Rückgabeautomaten in allen Betrieben – fraglich ist, wer Gebinde zurücknimmt, die er nicht verkauft hat. Die dahinterliegenden Abrechnungssysteme müssen auch erst entwickelt und umgesetzt werden. Dies wäre gerade für kleine Nahversorger ein großer Investitionsaufwand.

Bewusstsein für Mülltrennung verbessern

Stattdessen sollte die Sammelquote insgesamt erhöht werden: Bis 2030 müssen, um die EU-Ziele zu erfüllen, 60 Prozent und bis 2035 sogar 65 Prozent der Siedlungsabfälle recycelt werden. Derzeit liegt die Recyclingquote bei 57 Prozent. Eine Recyclingquote von 65 Prozent bis 2035 erreicht man aber nur durch eine intensive Aussortierung von Wertstoffen aus dem Restmüll. Es bietet sich an, neben der Wertstoffe auch gleich die Einweggebinde aus dem Restmüll herauszufischen.

Schließlich liegt es auch im Interesse des österreichischen Staats, angesichts der neuen Plastikabgabe den Anteil dieser nicht-wiederverwendbaren Kunststoffe möglichst gering zu halten. Dafür gilt es, das Bewusstsein für Abfall und seine Wiederverwertung in der Bevölkerung zu steigern. Die jeweils regional organisierte Sammlung funktioniert, solange den Menschen klar ist, welcher Müll in welche Tonne gehört.

Produktion zur Verantwortung ziehen

Neben der Aufklärung der Konsumenten sollten auch die Hersteller von Kunststoffverpackungen in die Pflicht genommen werden. Ein erhöhter Anteil von wiederverwertbaren Stoffen, wie ihn der VOEB fordert, oder ein Ausbau von Mehrwegsystemen vereinfacht die Wiederverwendung und eröffnet neue Verwertungspfade.

-E.SCHUBERT

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