Die Auswirkungen der Corona-Krise auf die österreichische Wirtschaft beleuchtete der Leiter des Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO) Christoph Badelt in seinem Impulsvortrag am Donnerstag bei den Kommunalen Sommergesprächen in Bad Aussee.
Um die Covid-19-Pandemie kommt 2020 kaum ein Thema umhin: Bei einem Vortrag im Rahmen der Kommunalen Sommergespräche ging Christoph Badelt, der Leiter des Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO), auf die ökonomischen Aspekte der Krise ein. Die Corona-Krise habe eine Wirtschaftskrise mit sich gebracht, die wir in der Wirtschaft so noch nie erlebt haben, erklärte Badelt. „Nach Jahren der Hochkonjunktur erlebten wir im ersten und zweiten Quartal 2020 ein heftiges Minus von drei Prozent bzw. minus elf Prozent. Die Krise ist entstanden, weil man die Wirtschaft künstlich geschlossen hat, wobei das Wegfallen der Exporte und des Konsums die Wirtschaft am meisten hinuntergezogen hat.“
Optimistischer Ausblick
Badelt räumt ein: „Der wöchentliche Konjunkturtest der Österreichischen Nationalbank zeigt, dass wir die tiefste Stelle des Tals bereits durchschritten haben, wenn nicht noch etwas Fürchterliches passiert. Der WIFO-Konjunkturtest zeigt auch, dass die Unternehmen wieder optimistischer werden. Die Wirtschaftsprognosen des WIFO gehen bisher von einem Minus von sieben Prozent für 2020 aus und mit einem positiven Wachstum wird 2021 gerechnet.“
Erkennbar sei bereits, dass wir das Produktionsniveau von vor der Krise erst 2022 wieder erreichen werden. Mittelfristprognose bis 2024: -7 % (2020), +4,3 Prozent (2021), +2,4 Prozent (2022), +1,5 Prozent (2023). In vier Jahren wäre man wieder beim Wachstumsstand wie vor der Krise.
Ein großes Problem sieht Badelt bei der Arbeitslosigkeit. Nach jeder Krise sei bisher die Sockelarbeitslosigkeit immer ein Stück höher als zuvor gewesen. „Die Relation von offenen Stellen zu Arbeitslosen passt aktuell nicht mehr“, so Badelt. „Die Krise brachte den größten Zugang an Arbeitslosigkeit in der Gastronomie. Auf der anderen Seite zeigten einzelne Branchen vor allem im Bereich der Infrastruktur auch Zugänge bei Beschäftigten in und auch nach der Krise“, erklärt der Ökonom.
Gemeinden unterschiedlich stark von Wirtschaftskrise betroffen
Im Zuge seines Impulsvortrages erläuterte Professor Badelt die spezifischen und regionalen Betroffenheiten. So seien die Wertschöpfungsverluste der einzelnen Gemeinden im Westen größer als im Osten. Die Betroffenheit der Gemeinden ist vor allem davon abhängig, welcher Wirtschaftsbereich in der Gemeinde stark vertreten ist, wobei die Sektoren Tourismus und Industrie am stärksten betroffen waren. Aber auch ländliche Gemeinden mit einer starken Spezialisierung der Wirtschaft bzw. Branchen waren vom Lockdown oft stärker betroffen. Beim Blick auf die Gemeindefinanzen sind weiter Einnahmenausfälle von 1,4 Milliarden Euro bis 2 Milliarden Euro für alle Gemeinden zu erwarten.
Der WIFO-Chef verteidigte auch die Wirtschaftspolitik der Bundesregierung. „Koste es was es wolle!“ war als Ansage an alle Unternehmen wichtig und zählt auch heute noch als Grundhaltung. In Summe hat der Bund ungefähr 50 Milliarden Euro an Rettungs- und Konjunkturpaketen aufgestellt. Ein großer Teil der Ausgaben zieht sich dabei bis ins Jahr 2023 hin. Eine genaue Quantifizierung der Pakete ist noch im Dunkeln, weil man die Auswirkungen noch nicht genau beziffern kann.
Gemeinden sind auf Hilfe angewiesen
Zum Abschluss seines Impulsvortrages formulierte Professor Badelt einige Forderungen für die Gemeinden. Die reale Wirtschaft findet seit jeher in den Gemeinden statt und es besteht die Gefahr, dass das Alltagsleben nicht mehr funktioniert, wenn eine Gemeinde zu stark von den Corona-Auswirkungen (Finanzielle Verluste etc.) getroffen ist. Die Gemeinden brauchen auch externe Hilfe vom Bund. Das kommunale Investitionspaket war dabei wichtig und dringend und ein gelungener Versuch etwas in der Krisenzeit am Leben zu erhalten, was die Gemeinden vor Corona sowieso geplant hatten, nämlich die Investitionen.
Investitionen mit Blick in die Zukunft tätigen
„Aber auch abgesehen von Corona sind die Gemeinden die politischen Instanzen, wo ein Großteil aller wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Ziele de facto umgesetzt werden müssen“, bekräftigt der Ökonom. Man dürfe nun, so Badelt, nicht den Blick auf die weiteren Zukunftsthemen verlieren, wie etwa Umweltinvestitionen, Verkehrsinvestitionen, Sanierung und weitere Entwicklung des Baubestands und Infrastrukturen für neue Technologien. „Die Gemeinden müssen in Zukunft weiter ins Zentrum der wirtschaftspolitischen Schwerpunkte rücken“, meint Badelt.
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