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19.05.2021

So lebt es sich in Österreichs Gemeinden

Der Wifo-Lebenssituationsindex beleuchtete für die Regionalmedien Austria die Lebensumstände auf kleinräumiger Ebene in Österreichs Gemeinden, und zwar unmittelbar vor Ausbruch der Covid-19-Pandemie im Frühjahr 2020. Bei der vom Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) durchgeführten Analyse wurden Faktoren, welche auf die Lebensumstände einwirken, wie Einkommen, Erwerbsintensität, Alter und Qualifikation, in einer Zahl gebündelt: Je höher dieser Indexwert ausfällt, desto günstiger ist die Lebenssituation in der jeweiligen Gemeinde.

Der Lebenssituationsindex offenbart aber nicht nur die unterschiedlichen Lebensbedingungen zwischen städtischen und ländlichen Regionen bzw. dicht und dünn besiedelten Gebieten, sondern auch innerhalb der ländlichen Regionen, wie ein Fokus auf die peripheren ländlichen Regionen sowie die zentralen ländlichen Räume im Umland von Zentren zeigt: In den sogenannten Speckgürteln der österreichischen Städte ist die Lebenssituation in der Regel besser, als in den von Städten weiter entfernt gelegenen Gebieten.

Arbeitslosigkeit beeinflusste Lebenssituation stark

Mit der im Mai 2021 veröffentlichten Aktualisierung für das Jahr 2019 wird die Ausgangssituation unmittelbar vor Ausbruch der COVID-19-Pandemie im Frühjahr 2020 abgebildet: „Zahlreiche Regionen sind von der Abnahme der Erwerbstätigkeit im Jahr 2020 gegenüber 2019 stark betroffen. Dies hat auch die Lebenssituation im Jahr 2020 beeinflusst. Inwieweit dies in dem Index zur Lebenssituation beziffert werden kann, werden wir anhand unserer aktuellen Vergleichsbasis weiter beobachten“, so Julia Bock-Schappelwein und Franz Sinabell, die beiden Köpfe hinter dem Wifo-Index.

Krise in Tirol und Salzburg am höchsten

Der Forschungsbereich „Strukturwandel und Regionalentwicklung“ des Wifo analysierte bereits im April 2020 die unterschiedliche wirtschaftliche Betroffenheit der Bundesländer. Über zwei Drittel der österreichischen Erwerbstätigen waren demnach in erheblich bis sehr stark betroffenen Branchen tätig. In Tirol und Salzburg war die Betroffenheit am höchsten. „Nach einem Jahr Krise hat sich dieser anfängliche Befund bestätigt. Die tourismusintensiven Bundesländer Tirol (–4,3%) und Salzburg (–3,3%) verzeichneten, gefolgt von Kärnten (–2,8%), 2020 die stärksten Rückgänge in der Zahl der unselbständig Beschäftigten im Vergleich zum Vorjahr“, so die Wifo-Regionalökonomin Julia Bachtrögler-Unger.

Wien litt unter Ausbleiben des Städtetourismus

Auch in Wien (–2,5%) war der Beschäftigungsrückgang erheblich: Während hier auch ein Sondereffekt durch den administrativen Wechsel von rund 3.700 Beschäftigen von Wien nach Niederösterreich eine Rolle spielt, konnte sich der stark von ausländischen Gästen sowie von Geschäftsreisenden abhängige Städtetourismus bisher nicht erholen.

Vorarlberg und die Steiermark (jeweils –2,0%) bilden das Mittelfeld im Bundesländer-Vergleich, während die unselbständige Beschäftigung in Oberösterreich (–1,4%), das eine ausgeprägte Spezialisierung in der Sachgüterindustrie aufweist, vergleichsweise wenig stark zurückging.

Kurzarbeit als Rettungsanker

Den niedrigsten Beschäftigungseinbruch erlebten das Burgenland (–0,8%) und Niederösterreich (-0,7%). „Zu beachten ist, dass die Kurzarbeit besonders im Handel und der Sachgüterindustrie eine noch ungünstigere Beschäftigungsentwicklung verhinderte“, so Bachtrögler-Unger.

-REDAKTION, (Quelle: RMA)

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