© Manfred Richter / Pixabay

Natur im Garten

NaturimGartenTipps

23.09.2021

Rosskastanien: Der „narrische“ Kastanienbaum

Dass Kastanienbäume im Herbst oder Spätsommer noch einmal zu blühen beginnen, wird bereits in dem gleichnamigen alten Wienerlied von Pepi Wakovsky besungen. Mit seinem Auftreten und seiner Stimme hat Paul Hörbiger das Lied wohl allseits bekannt gemacht.

Was hat es aber mit der herbstlichen Blüte auf sich? Warum blühen manche Rosskastanienbäume mitten im Spätsommer oder Herbst, wo sich die Natur doch auf den nahenden Winter vorbereiten sollte?

Trotz der humoristischen Note in besagtem Lied hat die verspätete Blüte einen traurigen Hintergrund, denn es ist quasi ein Hilferuf des Baumes. Es handelt sich um einen Notaustrieb, ein „Aufbäumen“ sozusagen, um ein Wachstums- und Produktionsdefizit innerhalb der eigentlichen Vegetationsperiode auszugleichen. Leider können diese Triebe vor dem Winter nicht mehr verholzen und aus den Blüten keine Früchte mehr reifen. Sie sterben schlussendlich ab, weil sie erfrieren.

Die Gründe für das Phänomen sind vielfältig. Viele Kastanienbäume sind von der Kastanienminiermotte befallen, wodurch ein Großteil des Laubes geschädigt wird und dadurch vorzeitig verbräunt und abfällt. Ohne Laub keine Photosynthese – ohne Photosynthese wiederum keine Produktion von Zucker, Stärke und sonstigen pflanzlichen Stoffen. Weitere Stressfaktoren sind Pilze wie die Blattbräune, oder die bakterielle Pseudomonas Krankheit.

Unter dem Klimawandel leiden Rosskastanien zusätzlich ganz besonders. Trockenheit und Hitze während des Sommers schwächen die Bäume ebenso, wie zu kleine Pflanzgruben, in welche die Bäume einst gesetzt wurden. So steht dem Baum zu wenig Wurzelraum zur Verfügung und eine mangelnde Nährstoff- und Wasserversorgung führen langfristig gesehen zum Absterben.

Was kann also getan werden, um den Kastanienbäumen zu helfen?

  • Mit dem Aufsammeln und der Entsorgung des Falllaubes wird die erste Befallswelle mit der Kastanienminiermotte im Frühling verhindert. Im Falllaub befinden sich nämlich die Puppen der Schmetterlinge, die ansonsten im Frühling wieder Eier auf die Blätter legen würden.
  • Bei Neupflanzungen darauf achten, dass dem Baum ausreichend Wurzelraum zur Verfügung steht. Bedenken Sie, dass (mindestens) der von der Krone oberirdisch beanspruchte Raum auch unterirdisch für die Wurzeln zur Verfügung stehen muss.
  • Die Sommer sind nicht mehr wie anno 1900, als Rosskastanien im Stadtbild weit verbreitet waren! Sie sind heißer und trockner geworden. Pflanzen Sie Kastanien nur da, wo die Bedingungen für sie weniger stressig sind, wie etwa in Parks oder am Stadtrand. Hier steht den Pflanzen meist mehr Wurzelraum zur Verfügung!

Text: Bernhard Haidler, Natur im Garten

Nähere Infos erhalten Sie bei der Grünraumservicestelle  von „Natur im Garten“ unter 02742-74333 oder unter gartentelefon@naturimgarten.at

 

– I.WEIPPL (Quelle: Natur im Garten, entgeltliche Einschaltung des Landes Niederösterreich)

 

MEHR ZUM THEMA

Rasenkrankheiten: Schneeschimmel – was tun?

Blumenwiesenaussaat im Herbst

Naturwiesen: attraktive Flächen für Gemeinden

© Copyright - Kommunalnet