Mühlenfreunde Österreich

08.07.2022

Mühlen in Österreich – Aufruf für Mühlendatenbank

„Es klappert die Mühle am rauschenden Bach…“, so beginnt ein altes Kinderlied. Es ist nicht das einzige, in dessen Zentrum eine Mühle steht. Man denke nur an „Das Wandern ist des Müllers Lust“ oder an den restlichen Liederzyklus „Die schöne Müllerin“ von Franz Schubert. Was sich in Musik und Dichtkunst widerspiegelt, wurde auch von der UNESCO als Kulturerbe anerkannt: das Mühlenhandwerk. In Österreich stehen schätzungsweise 10.000 alte Mühlen. Die Österreichische Gesellschaft der Mühlenfreunde hat sich zum Ziel gesetzt, diese Standorte zu dokumentieren.

Gibt es in Ihrer Gemeinde eine alte Mühle?

Der Verein der Mühlenfreunde erstreckt seine Tätigkeit auf ganz Österreich und wurde 2013 gegründet. Zentrales Anliegen des Mühlenvereines ist einerseits die alte Mühlentradition zu erhalten und andererseits bestehende Mühlengebäude als baukulturelles Erbe einer entsprechenden Nutzung zuzuführen. Ziele sind eine fachgerechte Restaurierung, das Erstellen von Nutzungsprogrammen. Weiters soll eine Unterstützung sowie Beratung bei Teilnahme an Förderprogrammen von Bund und Land angeboten werden, um die teilweise doch kostenintensiven Sanierungen zu ermöglichen. Angestrebt wird aber auch eine wissenschaftliche Thematisierung.

Es gilt, die Mühle als eine der wichtigsten Erfindungen der Menschheit und bedeutendes Kulturgut wieder in das Bewusstsein der Menschen zu rufen, zumal Mühlen und das Handwerk der Müllerei bisher nicht den Stellenwert in der Gesellschaft hatten, den sie verdienen.

Melden Sie Ihnen bekannte Mühlen!

Ca. 2.200 Mühlen wurden bereits in Wort und Bild in die Mühlendatenbank eingespeist. Ebenso existiert eine umfangreiche „Mühlenbücher­Bibliothek“. Auf Anregung des Vereins der Mühlenfreunde hat die Technische Universität Wien erstmals in Niederösterreich ein Modell für die wissenschaftliche Erfassung und lnventarisierung der Mühlen entlang eines Flusslaufes erarbeitet. Die Erfassung dient als Basis für weitere Arbeiten und liefert Informationen zur Geschichte der Mühlen, dem Bauzustand, der Einrichtung und derzeitigen Verwendung. So kann die fachgerechte Renovierung und weitere Nutzung von Mühlen gesichert werden, im Besonderen auch für touristische Nutzungen.

Neben dem Kauf und der lnstandsetzung von Mühlen durch Vereinsmitglieder, der Restaurierung von alten Mühlengebäuden und dem Bau von Wasserrädern und Mühlendenkmalen werden auch Veranstaltungen wie Ausstellungen und Exkursionen zu diesem Thema organisiert, ebenso wie kulturelle Veranstaltungen von Vernissagen, Konzerten oder Lesungen, ebenso aber auch im Rahmen grenzüberschreitender EU-Projekte. Ebenso hat der Verein gemeinsam mit der Agrar-Plus-Akademie (in NÖ) eine neue Ausbildung rund um die Mühlen in Osterreich entwickelt und die „Mühlenakademie“ ins Leben gerufen, wobei in einem Lehrgang aus sechs Modulen ein möglichst umfassender Blick auf das Mühlenwesen in unserem Land gelehrt wird.

Beispiel: Windmühle Retz in NÖ

Die weit ins Land blickende Windmühle steht in imposanter Lage an der geologischen Grenze zwischen Wald- und Weinviertel inmitten der Retzer Weinberge am Kalvarienberg.

Die weit ins Land blickende Windmühle steht in imposanter Lage an der geologischen Grenze zwischen Wald- und Weinviertel inmitten der Retzer Weinberge am Kalvarienberg. Bild: Mühlenfreunde Österreich

Sie wurde 1853 als steinerne konische Turmwindmühle an Stelle einer hölzernen Bockwindmühle (1772) erbaut. Die Mühle wurde als zweigängige Getreidemühle geplant und nach 30 Jahren um einen dritten Mahlgang vergrößert. Man wollte damit den wirtschaftlichen Bedrohungen zuvorkommen, die der traditionellen Müllerei durch die neuen Energieformen (Dampfkraft, elektrischer Strom) und durch die neue Gerätetechnik (Walzenstuhl statt Mühlstein) erwuchsen. Doch der Kampf ums Überleben wurde nicht gewonnen, die Mühle musste 1924 ihren Mahlbetrieb einstellen.

Dass sie bis heute unbeschadet überleben konnte verdankt sie ihrer handwerklich hochwertigen Inneneinrichtung und Ausstattung sowie ihrer beeindruckenden äußeren Erscheinung. Ihr Bestand wurde gesichert, weil sich bereits in den Tagen der Einstellung des Gewerbebetriebes die Eigentümerfamilie Bergmann, die Stadtgemeinde Retz und das Bundesdenkmalamt zusammentaten. Sie erkannten damals schon die Windmühle als erhaltens- und schützenswertes Kulturgut. Nach einer umfangreichen, vom Denkmalamt begleiteten Restaurierung durch eine holländische Mühlenbaufirma in den Jahren 2008 bis 2010 besitzt die Mühle nun wieder einen mahlfähigen Mahlgang und wird jedes Jahr ab dem Frühjahr bis in den Herbst hinein von zahlreichen interessierten Gästen besucht. Heute ist die Windmühle ein technisches Denkmal und eng mit der Stadt Retz verbunden.

Bgm. Stefan Lang: „Als Bürgermeister unserer wunderschönen Weinstadt Retz kann ich nur betonen, dass wir Retzer sehr stolz auf unsere funktionstüchtige Windmühle sind. Die Windmühle ist nicht nur das Retzer Wahrzeichen, sondern auch eines unserer Top-Ausflugsziele in der Region.“

Die Gesellschaft der Mühlenfreunde bittet darum, weitere Standorte von alten Mühlen bekanntzugeben, um die Mühlendatenbank erweitern zu können.

Bitte senden Sie relevante Daten per E-Mail an:

office@muehlenfreunde.at

-REDAKTION (Quelle: Mühlenfreunde)

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