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Energie

Leitfäden

06.07.2022

Energiewende: So klappt sie in jeder Gemeinde

Dass etwas für das Klima getan werden muss, ist allen klar. Besonders Bürgermeister und Bürgermeisterinnen und Gemeindemandatare sind beim Thema Energiewende gefordert. Sie können Vorzeigemaßnahmen setzen und vor allem innerhalb ihrer Gemeinden ein Bewusstsein schaffen und stärken.

1. Bewusstsein schaffen

Die Energiewende betrifft jedes einzelne Gemeindemitglied. Darum sind Bürgermeisterinnen und Bürgermeister sowie Gemeindemandatare in allen neun Bundesländern Österreichs gut beraten, das Bewusstsein hinsichtlich Klimaschutz und Energiebilanz zu kommunizieren. Ein Masterplan ist einer von zehn Punkten, wie die Energiewende zu schaffen ist. Und er hilft dabei, den Blick zielgerichtet nach vorne zu richten. Wo auch immer weniger Energie verbraucht werden kann, gilt es dranzubleiben.

Ein Energiebeauftragter kann auf kommunaler Ebene die Energiewende ankurbeln. Der oder die Beauftragte ist das Bindeglied zwischen den Führenden und den Geführten. Jegliche Maßnahmen, um Energiekosten einzusparen, kann der Energiebeauftragte der Dorfgemeinschaft mit seiner wissenschaftlichen Expertise vermitteln.

Gemäß dem Energieeffizienzgesetz sollte jede größere Gemeinde mindestens einen Energiebeauftragten stellen. Dieser ist für eine transparente Energiebuchhaltung verantwortlich und erstellt den jährlichen Energiebericht. Die Energiewende kann nur dann zum Erfolg führen, wenn alle Bewohner einer Kommune an einem Strang ziehen.

Kosten durch Energieeinsparung zu reduzieren heißt, den Klima- und Umweltschutz ernst zu nehmen. So ist der Energiebeauftragte in der Lage, Energieeffizienzmängel zu erkennen, und kann die notwendigen Maßnahmen zur Energieeffizienzsteigerung vorlegen. Ein Energiebeauftragter erhebt in regelmäßigen Abständen den gesamten Energieverbrauch aller im Besitz der Kommune befindlichen Anlagen und Liegenschaftsobjekte.

2. Thermische Sanierung

Für Gemeinden ist eine thermisch-energetische Sanierung von Schulgebäuden und anderen kommunalen Gebäuden eine Herausforderung. Die Qualität der Gebäude muss steigen, darin sind sich im Grunde alle Bürgermeisterinnen und Bürgermeister in Österreich einig. Der finanzielle Aufwand ist allerdings enorm. Dass die zukunftsorientierte Energiewende Geld kostet, ist zwar schwer verdaulich, aber unumgänglich.

Die regelmäßig erhobenen Energiedaten der verschiedenen Gemeindeobjekte sind ein ausschlaggebender Faktor. Mithilfe der Energiebuchhaltung liefern sie für die Gemeinderäte und -oberhäupter die notwendigen Basisdaten, um die passenden Richtlinien für viele Klimaschutzmaßnahmen festzulegen.

Auf diese Weise können auch die Energiefresser in den kommunalen Gebäuden eruiert werden.
Schritt für Schritt wird von den Verantwortlichen in der Gemeinde eine Reihenfolge der Anlageerneuerungen festgelegt. Die Planung einer thermischen Sanierung der Gemeindegebäude basiert somit stets auf der Evaluierung des Energieverbrauchs. Das Credo der Energiewende beruht auf einer wesentlichen Verringerung des Energiebedarfs, wo immer es nur geht.

Für eine Mustersanierung von Gemeindeobjekten sollten Bürgermeister den Klima- und Energiefonds in Anspruch nehmen. Komplett sanierte Gebäude der Kommunen erhalten nach Abschluss der Arbeiten eine Plakette.

3. Neubauten im Passivhausstandard

Verbraucht ein Haus besonders wenig Energie, dann handelt es sich häufig um ein sogenanntes Passivhaus. Für Gemeinden sind geplante Häuser mit Passivhauskriterien ein Segen. Doch was genau kennzeichnet ein derartiges Haus?

In Krumbach ist das Pfarrhaus ein Passivhaus. Bild: Adolf Bereuter

Lange galten Bauinteressierte und Architekten von Passivhäusern als reine Ökopioniere. Auf die Energiewende bezogen werden solche Gebäude mittlerweile als regelrechte Idealhäuser eingestuft. Denn grundsätzlich ist ein derartiges Haus in der Lage, ohne Energiezufuhr von außen den eigenen Wärmebedarf zu decken. Das bedeutet für den Besitzer niedrige Heiz­kosten und für die Gemeinde einen äußerst geringen Heizwärmebedarf.

Das Konzept ist schnell erklärt. Beim Passivhaus wird penibel darauf geachtet, dass so wenig Energie wie möglich durch die Wärmeabgabe (Transmission) der Gebäudehülle abhandenkommt bzw. auf unnütze Weise verloren geht. Energie kostet und darum sind neue Formen von Häusern für eine erfolgreiche Energiewende von größter Bedeutung und vonseiten der Gemeinde auf jeden Fall unterstützungswürdig. Denn allein eine Tatsache genügt, um den Vorteil hierbei zu erkennen: Im Gegensatz zu konventionell gebauten Wohnobjekten verbraucht ein Passivhaus weniger als 90 Prozent Heizenergie.

4. Ressourcen besser nutzen

Für die Gemeinden als Unternehmen führt die durch die Digitalisierung erzielte Ressourcen­effizienz zu einer Produktionssteigerung. Des Weiteren kann durch das Trio „Daten, Maschinen und Mensch“ auch die Wettbewerbsfähigkeit erheblich verbessert werden.

Für Gemeindeoberhäupter bezieht sich das Mehr an Effizienz beim Ressourcenverbrauch durch Digitalisierung sehr stark auf das Thema der Kostenreduzierung. So kann ­beispielsweise durch eine fortlaufende Überwachung der Energiesysteme sichergestellt werden, dass die geplanten sowie die umgesetzten Energieeffizienzmaßnahmen auch wirklich greifen. Vor allem bei den Themen Energiehaushalt, Energiewende und Energiebilanz können mithilfe der digitalisierten Effizienz etliche Optimierungspotenziale entdeckt und umgesetzt werden, was den Ressourcenverbrauch anbelangt.

Das Credo lautet: Wettbewerbsfähigkeit erhöhen, Produktivität steigern und Energiekosten auf kommunaler Ebene reduzieren.

5. Straßenbeleuchtung mit LED

Die Energiewende braucht Zeit. So wie einst die industrielle Revolution bedarf auch eine digital kontrollierte, ressourcenschonende Energienutzungsänderung einer zukunftsorientierten ­Entwicklungsphase. Gemeindeoberhäupter können aber bereits jetzt Richtlinien beschließen und Maßnahmen ­setzen, um das viel diskutierte Thema des nachhaltigen Energieverbrauchs in den Griff zu bekommen.

Eine Straßenbeleuchtung mit LED-Leuchten und einer intelligenten Steuerung derselben ermöglicht es langfristig betrachtet, enorm viel Energie einzusparen. Eine autarke Straßenbeleuchtung in LED leistet einen unverzichtbaren Beitrag zur Umweltpolitik.

Bürgermeisterinnen und Bürgermeister sind in der Lage, LED-Straßenbeleuchtungsprojekte in ihren Kommunen zu starten. Hochwertige LED-Mastleuchten können mithilfe von Lichtplanung und Service auf Freiflächen, Fußwegen, Radwegen, Parkplätzen und öffentlichen Straßen sowie bei Bootsstegen und Brücken als nachhaltige Lichtquellen dienen. Bei einer Straßenbeleuchtung in LED handelt es sich um ein insektenfreundlich gerichtetes Licht. Eine derartige Beleuchtung trägt auch zur Reduzierung der Lichtverschmutzung bei.

Für Gemeinden macht sich der Einsatz von solaren LED-Mastleuchten bezahlt. Sie sind langlebig und netzunabhängig. LED-Mastleuchten samt Leuchten sind des Weiteren leistungsstark und äußerst sparsam. Die Techniker in den Kommunen können die Einstellung der LED-Straßenbeleuchtung auf eine individuelle Leuchtdauer einstellen.

Ein weiterer Vorteil von LED-Leuchten ist die Verwendung von Bewegungssensoren. Das Licht wird somit nur dann gespendet, wenn sich ein Mensch oder ein Tier in unmittelbarer Nähe der Straßenbeleuchtung befindet. Energiewende bedeutet, jedes Mittel und jede Gelegenheit zu nutzen, um eine zukunftsorientierte Lösung im Bereich des Energieeinsparens voranzubringen.

6. Wärmerückgewinnung

Für Energieeffizienz spielt die sogenannte Wärmerückgewinnung in modernen öffentlichen sowie auch privaten Gebäuden eine zentrale Rolle. Sie als Bürgermeisterin und Bürgermeister sind darum gut beraten, auch hinsichtlich der Heiz- und Klimatechnik jegliche technische Errungenschaft in Ihren Energiewendeplan mit einfließen zu lassen.

Bei der Wärmerückgewinnung handelt es sich um einen technischen Prozess, bei dem die Energie der Wärme von einem Medium in ein anderes Medium übertragen wird. Bei der Rückgewinnung von Wärme wird diese übertragene Wärme dann zum Heizen genutzt. Sie gelangt somit nicht als Raumluft oder Abgas nach draußen, sondern wird auf nachhaltige Weise wieder der Raumluft oder dem Heizsystem zugeführt. Dadurch kann eine Steigerung der Energieeffizienz erreicht werden.

In Energieeffizienzhäusern kann diese Form der Wärmeenergiegewinnung beispielsweise bei der Lüftungssteuerung ideal zum Einsatz kommen. Hierbei unterscheidet man generell zwischen einer rekuperativen und einer regenerativen Wärmerückgewinnung. Auch in öffentlichen Gebäuden sorgt die Wärmerückgewinnung für Energieeinsparung und außerdem für ein verbessertes Raumklima.

Den Bürgermeistern in Österreich obliegt es, auch im privaten Bereich der Dorfgemeinschaft Förderungsmittel für Energiesparmaßnahmen bereitzustellen. Alle dafür notwendigen Förderungskriterien und wichtigen Informationen sollten den Bürgern und Bürgerinnen in den kommunalen Informationsblättern präsentiert werden. Die zur Antragstellung benötigten Unterlagen können interessierte Gemeindemitglieder dann schnell auf digitalem, aber auch auf analogem Weg finden.

7. Energiebuchhaltung

Gemeinden können mit einer online geführten Energiebuchhaltung die Energieerzeugung und den Energieverbrauch erfassen, analysieren und perfekt im Blick behalten. Das internetbasierte Programm für die Übersicht über die Energieverbrauchsentwicklung ist in allen Belangen funktional, sicher und einfach konzipiert. Mithilfe der Energiebuchhaltung werden alle Verbrauchs- und Erzeugungsdaten innerhalb einer Gemeinde lückenlos erfasst. Die Ergebnisse können nachvollziehbar aufbereitet und zusammengefasst werden.

Das kommunale Energiemanagement lässt sich dank der Energiebuchhaltung optimieren. Dieser Beitrag zur Energiewende auf lokaler Ebene ermöglicht Einsparungen sowohl beim Energieverbrauch als auch bei den anfallenden Energiekosten.

Die Anwendung der Energiebuchhaltung bezieht sich auf drei wesentliche Grundpfeiler:

  1. Energieverteilung,
  2. Entwicklungstendenzen und
  3. Einsparungspotenziale.

Des Weiteren sorgt die Energiebuchhaltung für eine zentrale und sichere ­Datenspeicherung. Sie erfasst und wertet alle Energieströme in einer Gemeinde aus. Die Bedienung und die Funktionsweise dieser digitalen Energiebuchhaltung sind einfach. Nur durch ein monatliches Energiecontrolling können zukunftsorientierte Energieeinsparungsprozesse erkannt und in die Tat umgesetzt werden.

8. Nachhaltigkeit als oberstes Ziel

Eine kommu­nale Infrastruktur kann mit den richtigen digitalen Mitteln den Aufbruch in eine smarte und energieschonendere Zukunft einleiten. Hierbei werden alle lokalen Möglichkeiten mit den zur Verfügung stehenden digitalen Mitteln verbunden. Die Stadtwerke fungieren somit als Systemmanager, der sowohl die Energie, den Abfall und das Wasser als auch die unterschiedlichsten Formen der Mobilität auf ganzheitliche Weise zusammenbringt. Damit werden Standortattraktivität und das Leben der Menschen mithilfe einer smarten, intelligenten Weiterentwicklung der gesamten kommunalen Infrastruktur nachhaltig verbessert werden können.

Gemeindeoberhäupter können bei der Energieeffizienz und beim Energiesparen auf bewusstseinsbildende Maßnahmen setzen. Die kommunale Bevölkerung sollte in Bezug auf die Entwicklung und die Pläne zum Thema Energiewende genauestens informiert werden. Veranstaltungen wie etwa Umwelttage in der Gemeinde, Expertenvorträge, Umweltmessen und Umweltfeste bieten sich als ideale Plattformen an.

Die Thermografie von Wirtschaftsgebäuden und von Gemeindehäusern ist ebenso von Belang wie ein kostenloses Energiecheck­angebot für private Haushalte.

Für Haushalte sind auch Energiemessgeräte von entscheidender Bedeutung. Auf diese Weise wird die Dorfgemeinschaft informiert und für gewisse Themen sensibilisiert. Innovative Beleuchtungskonzepte sind vonnöten. Das Erheben der Ist-Situation ist wichtig, was den jährlichen Stromverbrauch, den Energieverbrauch und den CO₂-Ausstoß in Tonnen betrifft.

Des Weiteren fließt hier die Erhebung von PV- und Solaranlagen mit hinein. Die Thermografie von Gebäuden und Gemeindebauten ist für die Erhebung der Energiebilanz ausschlaggebend. Gemeinden können je nach Interesse der Dorfgemeinschaft auch regelmäßige Energiesprechtage (Energieberatung) organisieren.

9. Sanfte Mobilität

Eine entscheidende Rolle spielt hierbei die Bewusstseinsbildung der Dorfbewohner. Es geht in erster Linie darum, unnötigen motorisierten Verkehr zu vermeiden. Dadurch spart man automatisch jede Menge fossile Rohstoffe ein. Zudem erhöht sich mit der Zeit die Lebensqualität in den Kommunen und die Umwelt wird nachhaltig geschont.

Durch das Errichten von gut ausgewählten Fußgängerzonen, den Ausbau von günstig gelegenen Radwegen und die Revitalisierung von Plätzen können Sie als Bürgermeister die angestrebte Energiewende in die richtige Richtung lenken.

Der öffentliche Verkehr sollte gemäß dem Energieeinsparungstrend ausgebaut werden. Der Gemeinde-Fuhrpark kann auf energie­effiziente Fahrzeuge umgestellt werden.

Zu einer guten Energiebilanz tragen auch Aktionstage wesentlich bei, zum Beispiel ein autofreier Tag. Aber auch umweltfreundliche Schulwege sowie eine Kindermeilen-Kampagne sind für das Klimabündnis zu befürworten. Die Schaffung von autofreien Zonen bzw. verkehrsberuhigten Gegenden in der Gemeinde und eine Ortsbelebung sind mitverantwortlich für eine nachhaltige Energiewende.

10. Auf regionale Wertschöpfung achten

Weite Transporte von Energierohstoffen kosten Geld und sind umweltschädlich. Jede erneuerbare Energie und alle zur Verfügung stehenden regionalen Energien senken die Kosten für den notwendigen Energiehaushalt. Als regionale Energien kommen neben Solar-, Wind- und Wasserkraftenergie zur Erzeugung von Warmwasser und Raumwärme auch häufig Abwärme aus Biogasanlagen, Pellets, Biomasse-Nahwärme und Geothermie zum Einsatz.

Die Erhöhung der regionalen Wertschöpfung sichert darüber hinaus heimische Arbeitsplätze und garantiert in Folge einen dauerhaften Wohlstand in der Bevölkerung.

-S. MÜLLER

Zur Autorin

Sybille Müller ist freie Autorin und Journalistin.

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