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Kärnten

14.07.2022

Bürgermeisterinnen aus ganz Österreich trafen sich am Wörthersee

In Pörtschach am Wörthersee trafen sich von 3. bis 5. Juli 2022 Bürgermeisterinnen aus ganz Österreich zum alljährlichen parteiübergreifenden Vernetzungstreffen ausschließlich weiblicher Gemeindeoberhäupter. Von insgesamt 205 weiblichen Bürgermeisterinnen in Österreich waren 65 – immerhin mehr als ein Viertel – nach Kärnten angereist, um sich bei einem abwechslungsreichen Programm zu fachlichen Themen auszutauschen und die Vernetzungsmöglichkeit zu nutzen.

Austausch und Vernetzung stärkt Frauen

Das Bürgermeisterinnentreffen, das heuer bereits zum 15. Mal stattfand, dient der Frauenförderung in der Kommunalpolitik und steht unter dem Motto gegenseitiger Stärkung durch Vernetzung.

Gastgeber-Bürgermeisterin Silvia Häusl-Benz beim Empfang mit Kärntens LH Peter Kaiser und Kärnten-Gemeindebund-Präsident Günther Vallant. Bild: Franz Gleiß/Gemeindebund

Die Gastgeberin, Pörtschachs Bürgermeisterin und Landtagsabgeordnete Silvia Häusl-Benz betonte zum Auftakt des Treffens am Sonntagabend: „Ich freue mich, so viele starke Frauen hier bei uns in Pörtschach begrüßen zu dürfen. Der regelmäßige Austausch unter Bürgermeisterinnen ist wichtig, um sich gegenseitig zu stärken, denn Frauen in Führungspositionen stoßen auf andere Hindernisse als ihre männlichen Kollegen.“

Auch Andrea Kaufmann, Vizepräsidentin des Österreichischen Gemeindebundes und Bürgermeisterin von Dornbirn unterstrich die Herausforderungen für Frauen in politischen Ämtern. Die Doppelbelastung durch Beruf und Familie sei nach wie vor schwer vereinbar mit der Rolle als Bürgermeisterin. Sie habe die Erfahrung gemacht, dass viele Frauen stark motiviert werden müssen, das Amt zu übernehmen: „Man ist quasi 24/7 im Amt, viele haben auch noch Familie. Die Haftungsfragen werden immer stärker und man ist – vor allem in kleinen Gemeinden – für alles zuständig. Man muss Fachfrau in allen Bereichen sein und sehr viele Entscheidungen treffen. Für jede Entscheidung gibt es sowohl Befürworter als auch Gegner.“ Das Bürgermeisterinnentreffen diene in erster Linie dazu, den Ortschefinnen zu zeigen, dass sie mit ihren Herausforderungen nicht alleine sind.

Bild: Franz Gleiß/Gemeindebund

Der Erfahrungsaustausch wurde am ersten Tag des Treffens mithilfe von zwei Workshops intensiviert: Kommunikationsexpertin und Juristin Yvonne Stuck – ehemals auch Amtsleiterin – animierte die Bürgermeisterinnen dazu, ihre Erfahrungen mit Kritik von der Bevölkerung sowie Spannungen im eigenen Team bzw. mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu teilen und gab wertvolle Tipps im Umgang mit Konflikten. Bei Mentaltrainer Karl Edy konnten die Ortschefinnen bei einer geführten Meditation Kraft tanken und einen Einblick die Wirkung von Neuro-Soundeffekten auf Körpersysteme gewinnen.

Bürgermeisterinnen im Gespräch mit Frauenministerin Raab

Bundesministerin Susanne Raab im Gespräch mit den Bürgermeisterinnen. Bild: Franz Gleiß/Gemeindebund

Im Anschluss daran diskutierten die Bürgermeisterinnen mit Frauenministerin Susanne Raab über aktuelle Themen wie Kinderbetreuung, Personalengpässe und das Entlastungspaket für Familien. Beim Thema Frauenförderung waren sich alle einig, dass noch viel zu tun sei. Die Ministerin sprach an, dass Frauen in der Politik häufiger Anfeindungen ausgesetzt seien als Männer. Sie betonte die Vorbildrolle der Bürgermeisterinnen, hob jedoch hervor, dass Frauenförderung nicht nur von Frauen kommen müsse: „Vor allem die männlichen Bürgermeister haben die Verantwortung, Frauen für politische Ämter aufzubauen.“

Autonome Fahrzeuge als Mobilitätslösung der Zukunft

Der selbstfahrende Shuttlebus von Pörtschach. Bild: Franz Gleiß/Gemeindebund

Auch die fachlichen Themen kamen nicht zu kurz: Bei einem Vortrag von SURAAA (Smart Urban Region Austria Alps Adriatic) über autonome Fahrzeuge informierten sich die Bürgermeisterinnen über die Zukunft der Mobilität. Der selbstfahrende Bus, der seit 2017 in Pörtschach betrieben wird, ist Teil eines Forschungsprojekts und bietet eine Lösung für die in ländlichen Räumen bekannte „letzte Meile“. Die Vorteile selbstfahrender Fahrzeuge gehen von Klimaverträglichkeit über weniger Flächenverbrauch bis hin zu einer Kostenreduktion um minus 80 Prozent. Demgegenüber stehen rechtliche und technische Herausforderungen. Die Teilnehmerinnen konnten sich anschließend als Passagierinnen selbst überzeugen und im fahrerlosen Bus eine Runde durch den Ortskern drehen. Eine Reihe von Kurzvorträgen von regionalen Start-Ups mit anschließender Diskussionsmöglichkeit gewährte einen Einblick in den Pörtschacher Innovationshub see:PORT.

Wörthersee überzeugte beim Rahmenprogramm

Bild: Franz Gleiß/Gemeindebund

Rund um die fachlichen Vorträge und den Erfahrungsaustausch gab es ausreichend Zeit, sich weitergehend zu vernetzen und den Austragungsort des Treffens bei Badewetter kennenzulernen und zu genießen. Die austragende Bürgermeisterin Silvia Häusl-Benz nutzte die Gelegenheit, den Amtskolleginnen die schönsten Seiten von Pörtschach zu zeigen. Nach einer abendlichen Wasserskishow erkundeten die Bürgermeisterinnen am zweiten Tag bei einer Ortsführung die historischen Hintergründe von Pörtschach. Einem Ausflug zum Wallfahrtsort Maria Wörth folgte eine Fahrt auf den Pyramidenkogel, wo die Teilnehmerinnen vom höchsten hölzernen Aussichtsturm der Welt die Aussicht über die Kärntner Seenlandschaft genießen konnten.

Bei einem nervenaufreibenden Zwischenfall an Bord eines Ausflugsschiffs am Wörthersee, wo ein Pensionist einen Herzstillstand erlitt, bewiesen die Bürgermeisterinnen auch außerhalb der eigenen Gemeinde volle Einsatzbereitschaft und konnten den Mann bis zum Eintreffen des Einsatzkräfte erfolgreich reanimieren.

Galaabend vor Wörtherseekulisse

Den Abschluss des Bürgermeisterinnentreffens machte der traditionelle Galaabend im Seerestaurant Werzer, im Rahmen dessen Einzelstücke der lokalen Künstlerin und Modedesignerin Génése Akomi ​präsentiert wurden. Doris Schmidauer, Frauenaktivistin und Ehefrau des Bundespräsidenten, wandte sich per Video-Botschaft mit dankenden Worten an die Bürgermeisterinnen, die sich als Vorbilder für alle österreichischen Frauen erwiesen hätten.

Die Initiatorin des Treffens, Sonja Ottenbacher, Bürgermeisterin von Stuhlfelden zeigte sich erfreut über das bereits 15. Bürgermeisterinnentreffen: „Wer hätte gedacht, dass das informelle Zusammenkommen vor 15 Jahren zu einem solchen Fixpunkt werden würde.“ Vizepräsidentin Andrea Kaufmann fasste die zwei Tage Vernetzung zusammen: „Es tut gut, wenn wir Bürgermeisterinnen merken, dass wir mit unseren Herausforderungen nicht alleine sind. Wenn die Kolleginnen nach dem Treffen mit positiver Energie gestärkt nach Hause fahren und diese Energie für ihre Arbeit in der Gemeinde nutzen können, ist unser Ziel erreicht.“

10 Prozent Bürgermeisterinnen in Österreich

Bild: Gemeinde Pörtschach

In Österreich gibt es aktuell 205 Bürgermeisterinnen. Bei 2.093 österreichischen Gemeinden ist das ein Anteil von knapp 10 Prozent – ein kleiner Prozentsatz, der aber in den letzten Jahren stetig gewachsen ist: Vor einem Jahr waren noch 197 Frauen an der Spitze der Gemeinden, beim ersten Bürgermeisterinnentreffen 2007 waren es 78 Bürgermeisterinnen (in insgesamt 2.357 Gemeinden) und vor 20 Jahren waren es nur 45. Der Frauenanteil in den kommunalen Führungsriegen geht klar nach oben.

Die meisten Bürgermeisterinnen gibt es in Niederösterreich (75), gefolgt von Oberösterreich (48), der Steiermark (25) und Tirol (20). Im Burgenland gibt es aktuell zwölf, in Kärnten zehn, in Salzburg neun und in Vorarlberg sechs Bürgermeisterinnen.

Über das Bürgermeisterinnentreffen

Bild: Franz Gleiß/Gemeindebund

Das Bürgermeisterinnentreffen wird vom Österreichischen Gemeindebund und der jeweiligen Gastgeber-Bürgermeisterin organisiert. Ziel ist, die Bürgermeisterinnen in ihrem Amt zu stärken, um nachhaltig mehr Frauen für die Kommunalpolitik zu motivieren. Initiatorin des Treffens ist Bürgermeisterin Sonja Ottenbacher aus Stuhlfelden (Salzburg), die 2007 zum ersten Austauschtreffen für Ortschefinnen einlud. Die Mischung aus Austausch, Workshops und lockerem Beisammensein ist zu einer Erfolgsformel geworden. Bereits im Frühjahr fand in Wien eine Fachtagung der Bürgermeisterinnen unter der Schirmherrschaft von Frauenministerin Susanne Raab und Doris Schmidauer statt. Nächstes Gastgeberland des Bürgermeisterinnentreffens ist Oberösterreich.

-E. SCHUBERT

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