Die Landtagswahl in Tirol hat schwere Verluste für die ÖVP mit Spitzenkandidat Anton Mattle gebracht, dennoch hat sie alle Optionen: Die ÖVP liegt mit 34,7 Prozent deutlich auf Platz eins. Auf Platz zwei landet die FPÖ mit 18,8 Prozent vor der SPÖ mit 17,5 Prozent. Gegen die ÖVP kann keine Koalition gebildet werden, sie kann sogar zwischen SPÖ, FPÖ und diversen Dreier-Varianten wählen. Anton Mattle steht jedenfalls vor der Kür zum Landeshauptmann.
347.917 der insgesamt 535.112 wahlberechtigten Tirolerinnen und Tiroler haben am Sonntag, bei der Tiroler Landtagswahl ihre Stimme abgegeben. Daraus ergibt sich eine Wahlbeteiligung von 65,02 Prozent. Darin enthalten sind auch bereits jene Stimmen, die per Wahlkarte abgegeben wurden. Im Vergleich zur Landtagswahl 2018 bedeutet dies eine Steigerung der Wahlbeteiligung um 5,02 Prozentpunkte – 2018 lag die Wahlbeteiligung bei 60,00 Prozent.
Die drei Gemeinden mit der höchsten Wahlbeteiligung waren Galtür mit 87,34 Prozent, St. Sigmund im Sellrain mit 87,31 Prozent und Hinterhornbach mit 85,92 Prozent. Insgesamt wurden in Tirol 71.945 Wahlkarten für die Tiroler Landtagswahl ausgestellt.
Der neue ÖVP-Obmann, der für den überraschend frühzeitig abgetretenen Landeshauptmann Günther Platter in die Bresche springen musste, kam mit seiner Partei auf 34,7 Prozent. Das ist ein Minus von 9,6 Punkten. Trotzdem wurde er bei der schwarzen Wahlparty am Abend gefeiert, wurde doch der in den Umfragen prognostizierte Total-Absturz bis unter 30 Prozent verhindert. Die Bünde stellten sich noch am Abend hinter den Wirtschaftslandesrat.
Mattle will keine Koalition mit FPÖ
Der nutzte seine neue „Stärke” und wiederholte gleich seine im Wahlkampf getätigte Aussage, wonach es mit der FPÖ keine Koalition geben werde. Mit allen anderen Parteien werde man in entsprechende Gespräche gehen. Grundsätzlich sind dazu auch alle Fraktionen bereit.
Eine Zweier-Variante bei Ausschluss der Freiheitlichen, deren Spitzenkandidat Markus Abwerzger sich bei der eigenen Wahlparty schon mit einem Verbleib in der Oppositionsrolle anfreundete, geht sich nur mit der SPÖ aus. Die hat wiederum das Problem, dass sie nur 0,2 Prozentpunkte und damit deutlich weniger als erwartet auf 17,5 Prozent zulegte und hinter den Blauen blieb, die sich von 15,5 auf 18,8 Prozent steigern konnten und entsprechend zufrieden waren.
Dennoch stellte Spitzenkandidat Georg Dornauer noch am Abend klar, dass man ein Team für Sondierungen aufstellen werde. Regieren um jeden Preis wolle er nicht, doch der rote Landeschef hofft, dass die ÖVP bereit für Änderungen ist, etwa im Sozialbereich.
Die NEOS halten an der Option einer Dreier-Koalition fest, obwohl sie mit 6,3 Prozent (plus 1,1) vor allem sich selbst enttäuschten – schon deshalb weil man weiter nur zu zweit im Landtag sitzt. Doch sieht Spitzenkandidat Dominik Oberhofer angesichts des Ergebnisses der SPÖ auch keinen Auftrag für deren Regierungsbeteiligung.
Den erkennt Grünen-Spitzenkandidat Gebi Mair für seine Partei ebenfalls nicht, kein Wunder, rutschte der bisherige kleine Koalitionspartner der ÖVP doch nicht nur auf Platz fünf, sondern auch noch in die Einstelligkeit ab. Mair gestand immerhin zu, dass man bereit sei, in Gespräche einzusteigen, sollten sich andere nicht einigen.
Besonders gut war die Laune bei der Liste Fritz, erzielte die bei ihrem vierten Antreten mit 9,9 Prozent (nach 5,5 Prozent vor 4,5 Jahren) doch das zweitbeste Ergebnis ihrer noch recht kurzen Geschichte. „Sensationell” war das Attribut, das Andrea Haselwanter-Schneider, die beim dritten Antritt als Listenerste ihr bestes Abschneiden verzeichnete, für den erfolgreichen Wahlgang fand. Eine Regierungsbeteiligung hält man sich offen.
Keine Rolle spielt die MFG
Keine Rolle spielte am Sonntag die impfkritische Liste MFG, die vor wenigen Monaten bei der Gemeinderatswahl in Tirol noch überrascht hatte. Mit 2,8 Prozent scheiterte man klar an der Fünf-Prozent-Hürde. Zugelegt hat die Wahlbeteiligung – von rund 60 auf gut 65 Prozent.
– REDAKTION (Quelle: APA, ORF)