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11.08.2023

ChatGPT: Profitieren auch Gemeinden von der Künstlichen Intelligenz?

Bill Gates steckt mehrere Milliarden Dollar mit seinem Microsoft-Konzern in die neue Software-Plattform „ChatGPT“ der Firma OpenAI um bei der Entwicklung mitreden und die Künstliche Intelligenz in seine Produkte wie Office365 einbauen zu können. Schüler:innen lassen ihre Hausaufgaben von ChatGPT machen, Marketing-Manager:innen kreieren ihre Werbesprüche mit dieser neuen Künstlichen Intelligenz und natürlich sind auch kreative Uni-Studierende schon am Testen der Möglichkeiten für Master- und Doktorarbeiten. Diese und tausende andere Medienberichte fluteten zum Jahreswechsel unsere Postfächer und Medienkanäle. Aber können auch Gemeinden davon profitieren?

Wie fällt der Praxistest aus ?

https://chat.openai.com/chat ist schnell am Desktop installiert, sofern nicht gerade ein virtueller Ansturm bei OpenAI erfolgt. Was ist dran an ChatGPT ? Besser gefragt: können auch Gemeinden von der neuen Künstlichen Intelligenz profitieren? Die erste Annäherung an eine mögliche Antwort ohne wissenschaftlich fundierter Methodik zeigt folgendes Bild:

Frage 1: Wieviele Bundespräsidenten hatte Österreich bisher ?

3 Sekunden, perfekte Antwort: Österreich hat bisher zwölf Bundespräsidenten gehabt.

Frage 2: E-Government in Austria and the United States ?

27 Sekunden, gute Antwort in englischer Sprache auf eine englisch formulierte Frage mit der Hauptunterscheidung, dass Österreich „most advanced“ in Europa ist und bereits eine nationale Identitätskarte für seine Bürgerinnen und Bürger zur Verfügung stellt (E-ID).

Frage 3: Erstelle einen Amtsvortrag für eine Gemeinderatssitzung (mit einigen vorgegebenen Fakten) ?

Einen Amtsvortrag für eine Gemeinderatssitzung formulieren ist eine normale Aufgabe für Gemeindemitarbeiter:innen – so löst ChatGPT die Frage in 47 Sekunden.

47 Sekunden, guter Text in Prosa, ich könnte es kaum besser – siehe nebenstehendes Bild.

Frage 4: Erstelle einen Baubescheid (mit vorgegebenen Fakten und dem Hinweis auf die Oö. Bauordnung) ?

63 Sekunden, ich kann es wesentlich besser, denn die Software kann hier wieder nur den Sachverhalt sehr lieblich beschreiben, aber weder Paragrafen zitieren noch eine Rechtsmittelbelehrung formulieren.

Zusammenfassung der Ergebnisse:

Trotz meiner sehr skeptischen Herangehensweise bin ich nach der ersten Testphase erstaunt über die tatsächlich guten Ergebnisse:

  • saubere aufgeräumte Optik der Website
  • schnelle nüchterne Antworten in Prosaform gehalten
  • bei der Schilderung von Sachverhalten oder Faktenwissen sind die Antworten erstaunlich gut
  • sobald Gesetze eine Rolle spielen scheitert die Software
  • Gendern zählt noch nicht zu den Stärken von ChatGPT

Fazit:

Sehr wahrscheinlich werden sich auch die Gemeinden in Kombination mit den menschlichen Stärken kritisch mit der Künstlichen Intelligenz auseinandersetzen müssen. Zwar hat sich Bill Gates schon einmal gravierend geirrt, als er 1994 sinngemäß meinte, dass es für Microsoft im Internet kein Geld zu verdienen gäbe. Nun könnte er mit seiner Vorgangsweise recht haben. Letztlich ist es aber sicher auch eine Frage der Ethik, ob wir ChatGPT bzw. die künstliche Intelligenz zu einem wesentlichen Teil unserer (Gemeinde)Zukunft machen.

-Mag. R. HAIDER

PS: Diskutieren Sie diesen Artikel unter der Webadresse www.ooegemeindebund.at/egovforum des Oö. Gemeindebundes.

Über den Autor

Mag. (FH) Reinhard Haider ist Amtsleiter in Kremsmünster und E-Government-Beauftragter des OÖ. Gemeindebundes.

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