Welche Potenziale bringen die Neuen mit?
In Zukunft darf man sich als Gemeinde nicht mehr darauf verlassen, dass man genau den Mitarbeiter oder die Mitarbeiterin bekommt, den/die man sucht. „Man sollte Bewerberinnen und Bewerber nicht nur nach bestehenden Fähigkeiten aussuchen, sondern muss auch darauf achten, versuchen zu erkennen, welche Potentiale in den Menschen schlummern und Weiterbildungsmöglichkeiten anzubieten“, meinte Prof. Franziska Cecon von der FH Oberösterreich. Und man muss verschiedene Möglichkeiten anbieten, wie Teilzeit oder z. B. eine Vier-Tageswoche.
Dem stimmte Cornelia Schwaminger, Leiterin des Bereichs Recruiting & Employer Branding bei der Wirtschaftsprüfungskanzlei BDO, zu. „Man muss flexibler denken und den Menschen etwas zutrauen.“
Persönliches Recruiting als Vorteil
„Personalangelegenheiten sind Chefsache, weil sie so enorm wichtig sind“, stellte FLGÖ-Bundesobmann Franz Haugensteiner klar. „Man muss an das Thema positiv herangehen“, sagte Reinhard Haider, Landesobmann des FLGÖ in Oberösterreich. „Gemeinden bieten Sinn, weil sie Daseinsvorsorge anbieten. Das können private Unternehmen oft nicht.“ Das persönliche Recruiting sei oft viel besser, weil Amtsleiter die Gemeindebürgerinnen und -bürger kennen und wissen, wer für einen Job ansprechbar ist.“
„Bei aller Digitalisierung muss man zukünftig trotzdem noch mehr auf die Menschen schauen“, unterstrich Alexander Schwarz, Landesobmann des FLGÖ in der Steiermark.
Ministerium sperrt sich gegen neues Berufsbild
Kann ein Lehrberuf „Kommunalfacharbeiter“ die Situation verbessern? „Ich habe das Gefühl, dass man nicht möchte, dass sich die öffentliche Verwaltung am Arbeitsmarkt beteiligt. Dass das Ministerium gegen derartige Pläne wendet, ist nicht zu verstehen“, kritisierte Franz Haugensteiner.
Zuzug von Fachkräften nötig?
NÖ Gemeindebund-Präsident Johannes Pressl richtete den Fokus auf den Bedarf an Kindergartenpädagoginnen. „Gemeinden brauchen einen geordneten Zuzug von qualifizierten Fachkräften.“ Es gehe nicht darum, dass man billige Arbeitskräfte bekommt, sondern dass man überhaupt jemand findet, Pressl schlug auch vor, dass kleinere Gemeinden im Personalbereich kooperieren. Das gelte auch für den Gesundheits- und Pflegebereich.
Wertschätzung für vorhandene Mitarbeiter
Franziska Cecon appellierte, nicht nur an neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu denken, sondern auch den bereits vorhandenen Mitarbeitern Wertschätzung entgegenzubringen. „Es braucht ein Gemeinschaftsgefühl, weil alle in der Gemeinde in einem Boot sitzen.“
„Informationen müssen weitergegeben werden. Wenn das nicht passiert, werden Mitarbeiter frustriert“, sagte der Tiroler FLGÖ-Obmann Bernhard Scharmer. Hier hätten sich beispielsweise Mitarbeiterzeitungen bewährt. „Eine Zeitung schafft auch Bindung“, meint Reinhard Haider. Aber das allein reiche natürlich nicht: „Wertschätzung muss auch Karrierechancen bieten.“
Digitalisierung vorantreiben
In den nächsten Jahren wird im Bereich der Digitalisierung viel passieren. „Wir müssen beginnen, Daten zu sammeln“, forderte Johannes Pressl. Wie das gemacht werden soll, werde derzeit intensiv überlegt. „Klar ist, dass das in der Hand der Gemeinden bleiben soll.“
FLGÖ-Chef Haugensteiner kritisierte in dem Zusammenhang, dass elektronische Akte immer noch nicht übermittelt werden können. „Hier braucht es eine Vorgabe von Seiten des Bundes. Und dafür den politischen Willen.“
-H. REINDL
Über den Autor
Helmut Reindl ist Redakteur bei KOMMUNAL und Chefredakteur der NÖ Gemeinde.