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Bundesländer

21.08.2019

Was können Gemeinden gegen Abwanderung tun?

Immer mehr Gemeinden stehen vor demselben Problem: Die massive Abwanderung von Fachkräften in größere Städte. Was können Gemeinden tun, um den sogenannten "Braindrain" zu verhindern? Der Europäische Ausschuss der Regionen (AdR) hat zu diesem Thema eine Studie in Auftrag gegeben.

Viele österreichische Gemeinden haben zunehmend mit der Abwanderung junger, qualifizierter Menschen zu kämpfen. Doch nicht nur Österreich steht vor diesem Problem: Überall in der EU ist der „Braindrain“, die Abwanderung von Fachkräften, ein zentrales Thema. Von der Fachkommission SEDEC des Europäischen Ausschusses der Regionen (AdR) wurde eine Studie über die Gründe und Gegenmaßnahmen von Abwanderung in Auftrag gegeben.

Problem: Landflucht

Die Studie nennt als Hauptgrund für die Abwanderung die starke Konkurrenz am Arbeitsmarkt. Dazu kommt, dass die betroffenen Regionen und Gemeinden jungen Menschen oftmals keine ausreichenden Anreize bieten können.

In Österreich ziehen viele junge Menschen aus ihren Heimatgemeinden weg, weil es dort keine Lehr- oder Ausbildungsmöglichkeiten gibt. Nur etwa jeder Vierte kehrt wieder dorthin zurück. Grund dafür ist oftmals eine fehlende soziale Infrastruktur, wie etwa Kinderbetreuungseinrichtungen oder leistbare Wohnmöglichkeiten und die schlechte Anbindung an Ballungszentren.

Wie können Gemeinden junge Menschen halten?

Die Studie hat mehrere Beispiele erfolgreicher Initiativen untersucht, um herauszufinden, wie man junge Menschen in der Heimatgemeinde hält und wie man Weggezogene wieder zurückholt. Regionen und Gemeinden wird empfohlen, schon früh den Dialog mit jungen Menschen zu suchen und auf deren Bedürfnisse einzugehen. Zudem sollten Gemeinden jene Sektoren und Unternehmen unterstützen, die qualifizierte Fachkräfte halten oder zurückholen können.

Möglichkeiten der Kinderbetreuung, günstiges Bauland und vor allem wirtschaftliche Anreize sind konkrete Dinge, die junge Menschen in ihrer Heimatgemeinde halten.

Kooperation mit der Konkurrenz

Anstatt jene großen Akteure und Unternehmen, die junge Fachkräfte auswärts ziehen, zu verfluchen, sollten Gemeinden und Regionen bessere Abstimmung mit ihnen suchen. Als hilfreich erweist sich auch die Zusammenarbeit mit anderen Akteuren, Behörden oder Gemeinden, die mit denselben Schwierigkeiten konfrontiert sind.

Der Zuzug von Fachkräften aus dem Ausland kann gefördert werden, indem administrative Hindernisse gemindert oder beseitigt werden. Gemeinden sollten versuchen, die lokale Wirtschaft zu stärken und vor allem die Breitbandversorgung in ländlichen Gebieten zu verbessern.

Was macht eine Gemeinde für junge Menschen attraktiv?

Die Medienplattform addendum.org von Dietrich Mateschitz hat in Kooperation mit der Statistik Austria und einigen Bundesländerzeitungen das Rechercheprojekt „Landflucht“ auf die Beine gestellt. Es stellt die Ab- und Zuwanderungsströme in österreichischen Gemeinden im Vergleich dar.

Jene Gemeinden, die ihre Jugend wieder zurückholen und die Abwanderung stoppen, haben ein paar Dinge gemeinsam: Ausschlaggebend ist nach wie vor, ob es in der Gemeinde genügend Arbeitsplätze für qualifizierte Fachkräfte gibt. Wichtig ist zudem die Schaffung von leistbarem Bauland, und auch die notwendige Infrastruktur, wie etwa flexible Kinderbetreuungseinrichtungen, trägt dazu bei, dass die Gemeinde auch für junge Menschen attraktiv bleibt.

Auch soziale Faktoren spielen mit

Neben diesen konkreten Maßnahmen zahlt es sich auch aus, in weniger sichtbare „Einrichtungen“ zu investieren: Ein aktives Vereinsleben kann junge, qualifizierte Menschen zusätzlich dazu bewegen, in ihrer Heimatgemeinde zu bleiben. Am Beispiel Eschenau im Bezirk Grieskirchen in Oberösterreich sieht man, dass der Abwanderungs-Trend durch eben diese Maßnahmen gestoppt werden konnte.

Nebenstehend finden Sie einen Bericht über Eschenau in den Oberösterreichischen Nachrichten, den Link zur Studienpräsentation des Europäischen Ausschuss der Regionen, sowie den Link zum Projekt „Landflucht“ der Medienplattfrom addendum.org von Dietrich Mateschitz.

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