© Gemeindebund

22.08.2019

Expertentalk: Wozu ausgebaute Radwege?

Wozu braucht es ausgebaute Radwege? Und was muss man bei der Fahrradinfrastruktur beachten? Das und mehr erklärt Experte Michael Meschik von der BOKU Wien im ersten Teil der Reihe zum Thema Radverkehr.

Michael Meschik vom Institut für Verkehrswesen der BOKU Wien spricht im Expertentalk zum Thema Radverkehr über die Bedeutung geeigneter Infrastruktur. Welchen Zusammenhang es zwischen ausgebauter Radverkehrsinfrastruktur und der Radfahreranzahl gibt, und was man beim Errichten der Radwege berücksichtigen muss, ist Thema des ersten Teils der Reihe.

Was müssen Gemeinden bei der Fahrradinfrastruktur beachten?

Ich habe mich viel damit beschäftigt und ein ganz wichtiger Gesichtspunkt lautet: Ohne eine gute Fahrradinfrastruktur geht’s nicht. Es nützt nichts, den Radverkehr einfach zu promoten, sondern man muss auch eine Fahrradinfrastruktur bereitstellen. Man muss den Radfahrerinnen und Radfahrern ganz deutlich zeigen, dass man sie schätzt und dass man auf sie Rücksicht nimmt. Und dazu braucht es als sichtbares Zeichen eben eine entsprechend gute Fahrradinfrastruktur.

Weil wir in der Einführung schon über finanzielle Ersparnisse durch den Radverkehr gesprochen haben: Die Stadt Berlin hat meines Wissens vor etwa zehn Jahren große Budgetprobleme gehabt und hat dann versucht, zu sparen wo es geht. Und da sind sie auf die Idee gekommen, den Radverkehr zu fördern. Sie waren damit sehr erfolgreich und konnten innerhalb von zehn Jahren den Radverkehrsanteil in etwa verdoppeln oder sogar mehr.

Es gibt einen klaren Zusammenhang zwischen dem Ausbau der Fahrradinfrastruktur und der Anzahl der Radfahrer: Je mehr ausgebaute Radwege es in einer Gemeinde gibt, desto mehr Radfahrer sind unterwegs.

Das heißt, wenn wir uns mit Infrastruktur beschäftigen, so gelten ganz wichtige Gesichtspunkte: Die Infrastruktur soll leicht verständlich, möglichst direkt geführt, komfortabel und umwegfrei sein. Radfahrer sind ja „Kraftfahrzeuge“ – ich behaupte, das Fahrrad ist das einzige Fahrzeug, bei dem man Kraft aufwenden muss, um sich zu bewegen -, deswegen sind die Radfahrer, wie die Fußgänger auch, sehr Umweg-empfindlich. Neben den Stichworten direkt und komfortabel sind natürlich zusammenhängende Netze wichtig, sowie attraktive Netze in attraktiver Umgebung. Die Radverkehrsanlagen müssen auch entsprechend sicher sein. Das heißt: Radfahrer brauchen sichere Radfahranlagen.

Was ich behauptet habe, dass es eine gute Infrastruktur braucht, sehen Sie auch in einer Grafik dargestellt (nebenstehend): Auf der X-Achse sieht man die Kilometeranzahl der Radwege, die in einer Gemeinde vorliegen. Auf der Y-Achse sehen Sie, wie viel dort Rad gefahren wird. Man sieht ganz deutlich: Je mehr Infrastruktur vorhanden ist, desto eher wird auch mehr Rad gefahren. Die Infrastruktur ist also eine ganz wichtige Sache.

© Copyright - Kommunalnet