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Umwelt

23.08.2019

Nachhaltig wohnen bei jedem Budget

Wohnen soll leistbar sein, Klima und Umwelt soll man schützen und gleichzeitig soll niemand benachteiligt werden. All das zu vereinen scheint unmöglich. Oder etwa doch nicht?

Leistbares Wohnen ist derzeit eines der Hauptthemen, das Politiker und Bürger gleichsam beschäftigt. Nachhaltigkeit und Klimaschutz sind erwünscht, aber nicht für jeden leistbar – so lautet die öffentliche Meinung. Dass diese scheinbar gegensätzlichen Komponenten sehr wohl miteinander vereinbar sind, möchte Klimabündnis Österreich mit einer Initiative aufzeigen, die Vorreiterprojekte, denen dieser Spagat zwischen Nachhaltigkeit, Leistbarkeit und sozialer Gerechtigkeit gelungen ist, mit einem Preis auszeichnet. Im Rahmen des Projekts „decarb inclusive“ wurde der Preis für nachhaltige Wohnprojekte (Na-Wo Award) ins Leben gerufen. Die Gewinner sollen als Inspiration für zukünftige Projekte dienen.

Nachhaltigkeit wird ausgezeichnet

Über 30 Projekte wurden im Laufe des Jahres 2018 eingereicht und Anfang 2019 wurde der Na-Wo Award an die vier nachhaltigsten Wohnprojekte Österreichs verliehen. Die Einreichenden erstreckten sich über ein breites Spektrum von Architekten oder Bauträgern über Gemeinden bis hin zu Privatpersonen oder Vereinen. Gefördert wurde der Na-Wo Award vom Klima- und Energiefonds im Rahmen des Programms „Austrian Climate Research Program“. Nach einer projektinternen Vorauswahl wurden die vier besten Projekte von einer Fachjury bestehend aus Profis des Klima- Umwelt- und Baubereichs zu den Gewinnern gekürt.

Kostengünstig Umwelt schützen

Zu den Preisträgern zählt ein Projekt namens „KliNaWo“ in Feldkirch, Vorarlberg: Es handelt sich um ein Mehrfamilienwohnhaus mit 18 Wohneinheiten und einem großen Gemeinschaftsraum. Das Gebäude hat eine Hülle aus Passivhausqualität, besitzt eine Abluftanlage, je eine Sole-Wärmepumpe für Warmwasser und Heizung und eine thermische Solaranlage mit Heizungsunterstützung. Das Projekt wurde absichtlich bei einem gemeinnützigen Wohnbau durchgeführt, um zu zeigen, dass Energieeffizienz auch bei knappem Budget möglich ist.

Die Bewohner/innen von „Bikes and Rails“ freuen sich auf ihren fürs Fahrradfahren optimierten Wohnbau, der direkt neben dem Wiener Haupbahnhof entsteht.

Mit Rad und Bahn

Das zweite Siegerprojekt kommt aus Wien, nennt sich „Bikes and Rails“ und ist ein Passivhaus in Holzriegelbauweise direkt neben dem Wiener Hauptbahnhof. Die Architektur wurde speziell fürs Fahrradfahren adaptiert und im Erdgeschoss soll ein Grätzel-Treffpunkt mit Café und Werkstatt entstehen. Die oberen Etagen bestehen aus Gewerbeflächen und leistbaren Wohneinheiten, die durch Crowd-Lending unterstützt werden. An der Miete verdient niemand, denn das Projekt ist Teil des habiTAT Mietshäuser-Syndikats – ein Zusammenschluss aus solidarischen Hausprojekten mit dem Ziel, selbstverwaltete und bezahlbare Wohnräume zu sichern.

Die Siedlung der Zukunft

Der dritte Gewinner ist der „Sonnengarten in Limberg“ in der Salzburger Gemeinde Zell am See. Dabei handelt es sich um ein großräumiges Areal bestehend aus Eigentums- und Mietwohnungen, einem Gästeappartement, einem Kindergarten, Gemeinschaftsgärten, Mulitfunktionsräumen und einem Nahversorger. Der Sonnengarten bezieht seine Energie zu 100 Prozent aus einer eigenen Pelletsheizzentrale, einem Nahwärmenetz und Photovoltaikanlagen. Das Projekt wurde von der Gemeinde Zell am See und dem Bauträger mit Einbindung der Bevölkerung verwirklicht. Der Fokus liegt auf dem gemeinschaftlichem Miteinander von Generationen, leistbarem Wohnen und nachhaltiger Mobilität.

Klimaneutral wohnen im hundertjährigen Stadthaus

Als viertes Vorzeigeprojekt wurde ein altes Innsbrucker Zinshaus mit dem Namen „Haus of Commons“ausgezeichnet, das von seinem Eigentümer Heinz Fuchsig wärmeeffizient saniert und kontinuierlich ausgebaut wurde. Mittlerweile wird der gesamte Energieverbrauch aus erneuerbaren Energien gedeckt. Außerdem wurde die Hausgemeinschaft durch die Schaffung von allgemeinen Flächen wie Gemeinschaftsgarten und -werkstatt gestärkt und ein „Leihkammerl“ und „Materialeck“ eingerichtet, die allen Bewohnern zur Verfügung stehen. Das Projekt ist ein Beispiel dafür, dass umweltbewusstes Wohnen auch im Altbau möglich ist.

Vorbildwirkung erwünscht

Die prämierten Projekte sollen zum Nachmachen anregen und aufzeigen, dass Nachhaltigkeit mit Leistbarkeit und sozialer Gerechtigkeit im Wohnbau nicht nur vereinbar, sondern auch zukunftsweisend sind. Den Siegern steht auch weiterhin die fachliche Kompetenz des Projektteams von „decarb inclusive“ zur Verfügung. Sie werden bei der Umsetzung ihrer Projekte unterstützt und im Lernprozess begleitet.

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