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Salzburg

23.08.2019

In jeder 4. Gemeinde nur ein Bürgermeister-Kandidat

In Salzburg tritt in jeder vierten Gemeinde bei den anstehenden Kommunalwahlen nur ein/e Kandidat/in für das Bürgermeisteramt an. Die Gründe dafür sind vielfältig, im Vergleich zu den Wahlen 2014 hat sich einiges verändert.

In den Salzburger Gemeinden stehen am 10. März 2019 die Türen der Wahllokale wieder offen: In 119 Gemeinden werden die Gemeindevertretungen neu gewählt. 2.134 Mandate gibt es dabei insgesamt zu ergattern, um 27 Mandate mehr als bei den letzten Wahlen vor fünf Jahren. Insgesamt bemühen sich im gesamten Bundesland 397 Ortsparteien und Listen um möglichst viele Sitze im jeweiligen Gemeindeparlament.

Wenn es um das Bürgermeisteramt geht, stehen mehr als ein Viertel der Kommunen vor einer eher eingeschränkten Wahl: In 32 Gemeinden kämpft nur ein/e einzige/r Kandidat/in um das Amt. Nicht in allen Gemeinden ist die geringe Kandidatenanzahl auf einen mangelnden Kandidaten zurückzuführen. In Oberndorf und Ebenau scheiterten Kandidaten der FPS (Freie Partei Salzburg) und der Grünen an Formalfehlern – einer hatte vergessen, seinen Namen in die Liste einzutragen, der andere, den Wahlvorschlag zu unterschreiben.

In jenen Gemeinden, wo nur ein/e Kandidat/in antritt, entscheidet eine Mehrheitswahl für oder gegen den/die jeweilige/n Anwärter/in. Stimmt die Bevölkerung gegen den/die Kandidaten/in, so muss die Gemeindevertretung den/die neue/n Bürgermeister/in wählen. Überraschend ist, dass es selbst in einigen größeren Orten, wie zum Beispiel Bergheim, Elixhausen, Altenmarkt, Flachau, Schwarzach und Tamsweg keine Konkurrenz für die/den einzigen Kandidaten/in gibt.

Sonja Ottenbacher, Bürgermeisterin von Stuhlfelden, sieht eine wachsende Verantwortung im Amt.

Die Tücken des Bürgermeisteramts

Die Frage, warum in 27 Prozent der Gemeinden nur ein/ einzige/r Kandidat/in ohne Gegenspieler antritt, lässt vielfältige Vermutungen zu. „Das Berufsbild des Bürgermeisters lässt sich kaum in Einklang bringen mit anderen Berufen“, meint der Bergheimer Bürgermeister Robert Bukovc im Gespräch. Bei ihm sei aufgrund seiner Selbstständigkeit das Amt mit dem Beruf vereinbar, das sei aber bei den wenigsten der potenziellen Kandidaten der Fall. Bukovc hält in der Zukunft einen Wandel im Berufsverständnis des Bürgermeisters hin zu einer Nebenerwerbstätigkeit für möglich. Auch in Bergheim tritt er als einziger Kandidat bei der kommenden Wahl an.

Neben beruflichen, werden häufig auch private Gründe genannt: Der Radstädter Bürgermeister Josef Tagwercher sieht vor allem die Familie als ausschlaggebenden Faktor. Ehepartner und Kinder müssten mit der Entscheidung für das Bürgermeisteramt einverstanden sein, was nicht immer gegeben ist.

Sonja Ottenbacher, Bürgermeisterin von Stuhlfelden und einzige Kandidatin für die anstehende Wahl, bemerkt auch eine größere Verantwortung im Amt. „Die Gesellschaft ist teilweise kritischer und fordernder geworden und die Verantwortung, die man als Bürgermeisterin zu tragen hat, hat zugenommen“, sagt die Bürgermeisterin der 1.600-Einwohner-Gemeinde. Damit müsse man umgehen können. „Das hat auch sehr viel mit sozialer Absicherung zu tun“, fügt sie hinzu. Besonders in kleinen Gemeinden werde es auch immer schwieriger, Leute für die Gemeindevertretung zu finden, die die notwendige Zeit und Energie aufbringen können und wollen, stellt Ottenbacher fest.

ÖVP flächendeckend vertreten

Nichtsdestotrotz gibt es bei den Gemeindevertretungswahlen im gesamten Bundesland im Vergleich zu 2014 um 27 Mandate mehr, was auf das Wachstum der Bevölkerung zurückzuführen ist. Gleichzeitig treten aber um 15 Parteien/Listen weniger an, als noch vor fünf Jahren. Interessant ist zu beobachten, dass die SPÖ in sechs Gemeinden nicht kandidiert, in zwei weiteren ist sie Teil von Gemeinschaftslisten. Dennoch tritt sie in 111 von 119 Gemeinden an, bei den Wahlen 2014 waren es noch 117. Die ÖVP ist in allen Salzburger Gemeinden vertreten, in drei Gemeinden im Rahmen von Listengemeinschaften.

In der kleinen Lungauer Gemeinde Thomatal hat man sich nach Vorarlberger Beispiel auf eine einzige Liste geeinigt: Gemeinsam für Thomatal (GfT) tritt heuer erstmals als Zusammenschluss der bisherigen Parteien an.

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